Tiergestützte Therapie: Heilsame Nähe statt tröstender Worte

Rumi hat einmal gesagt: „Die Wunden sind die Orte, durch die das Licht in dich eindringt.“ Licht, dass durch unsere Risse eindringt und einen dauerhaften Glanz in unserem Herzen hinterlässt. Licht, das die Teile unserer Herzen zu einem Kunstwerk des Lebens zusammen setzten lässt.

Und genau hier setzt die tiergestützte Intervention an. Dort, wo es keine tröstenden Worte gibt oder braucht. Dort, wo ein bisschen Fell, Wärme, bedingungslose Zuneigung und Akzeptanz so viel wertvoller sind.

Was Hunde in uns auslösen – wissenschaftlich belegt

Bereits im 12. Jahrhundert erkannte Hildegard von Bingen: „Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund.“

Schon die bloße Anwesenheit eines Hundes senkt den Blutdruck und die Herzfrequenz – sie bauen Stress, Spannungszustände, Ängste und Aggressionen ab. Im Gegenzug kommt es zu einer Vermehrten Freisetzung von Glückshormonen. Außerdem werden Oxytocin und Prolactin freigesetzt, die bei sozialen Bindungen eine wichtige Rolle spielen. Diese Entspannung kann man sogar messen, denn der Spiegel des Stresshormons Cortisol sinkt. Das wirkt sich ebenfalls positiv auf Cholesterin und Blutfettwerte aus.

Alleine durch Blickkontakt oder das leise Grunzen im Schlaf, hellen Hunde die Stimmung auf und erreichen oft Menschen, die sich in Depression oder Lethargie zurückgezogen haben. Ihr heiteres Wesen hilft uns, die guten Seiten des Lebens zu sehen; negative Erlebnisse verlieren für einen Moment an Bedeutung. Die Fellnasen aktivieren unsere Selbstheilungskräfte, trösten und hören zu. Sie geben unserem Tag Struktur, locken uns an die frische Luft und verbreiten pure Lebensfreude.

Ein Hund als Therapeut – ganz ohne Auftrag

Und es ist erstaunlich, was eine Fellnase bewirken kann – da spreche ich aus eigener Erfahrung. Finn hat meine Welt auf den Kopf gestellt und besser gemacht. Ich litt häufig unter Verspannungen, Tinnitus und Schlafproblemen.

Diese Probleme sind sehr selten geworden seit Finn an meiner Seite ist. An schlechten Tagen und in emotionalen Momenten ist mein Hund einfach meine beste Therapie. Wie soll man auch traurig sein, wenn ein kleines Fellknäul angelaufen kommt und einem tröstend seine Lama in den Schoß legt und beginnt die Tränen abzuschlecken?

So hat Finn nach und nach mein ganzes Umfeld um den Finger gewickelt und ganz unbewusst therapiert inkl. meiner 93-jährigen Oma. Es ist faszinierend zu sehen, wie sie sich plötzlich bis zum Boden beugen kann, um Finn nach dem Trinken hinterher zu wischen. Wie sie anfängt zu strahlen, wenn wir die Tür reinkommen und ich selbst erst begrüßt werde, wenn der Hund sein Leckerli hatte.

Schon der Kontakt mit nicht ausgebildeten Hunden wirkt also therapeutisch – einfach durch ihr Wesen.

Was Therapiehunde leisten – und warum sie so wirksam sind

Bei einem ausgebildeten Therapiehund „passieren“ diese Eigenschaften nicht einfach, sondern werden gezielt eingesetzt. So können Therapiehunde-Teams Ärzte, Psychologen, Physio- und Ergotherapeuten, Pflegekräfte und viele weitere Fachkräfte unterstützen.

Viele Hunde zeigen Eigenschaften, die wir uns von einem guten Psychologen wünschen würden: Sie hören Menschen vorurteilsfrei zu. Erinnern ihn nicht an Fehler aus der Vergangenheit. Sie bewerten nicht seinen sozialen Status oder das Aussehen. 

Das Gefühl, als ganzer Mensch angenommen zu sein tut einfach gut. Fellnasen fallen einem nicht ins Wort und wahren absolute Diskretion. Sie intervenieren oder korrigieren nicht. Sie sind einfach nur da.

Wenn Herz zu Herz spricht – und Nähe zu Heilung wird

Jeder Mensch hat ein tiefes Bedürfnis nach Körperkontakt. Liebe und Zuwendung sind ein Lebenselixier für die Seele. 

Hunde kommunizieren von Herz zu Herz. Und wo sind wir empfänglicher als in unseren Herzen? Hunde berühren uns im tiefsten Inneren – und dort heilen sie.

Sind Hunde nun das Licht, das durch unsere Risse fällt und unser Herz zum Leuchten bringt oder sind sie ganz und gar der goldene Leim, der unsere Scherben zusammenhält? Diese Antwort überlasse ich Euch!

Fakt ist: Therapiehunde sind keine Zauberwesen – aber sie tragen etwas Magisches in sich. Sie urteilen nicht, sie hinterfragen nicht. Sie sind einfach da.

Und genau das brauchen wir oft am meisten: Jemanden, der da ist – wenn wir selbst uns nicht mehr richtig spüren. Ihnen ist egal, wo wir zerbrochen sind, und vielleicht liegt genau darin ihre heilende Kraft. In einer Welt, die oft fordert, dass wir funktionieren, erinnern sie uns daran, dass es reicht, einfach zu sein.